Thomas Bugnyar ist ein international renommierter Rabenforscher und ist mit seinem im Brandstätter-Verlag publizierten Buch „Raben – Das Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten“ 2023 zum Sieger des österreichischen Wissenschaftsbuch des Jahres gekürt worden. Am 21. Jänner 2025 brachte uns im Rahmen der Hagenmüllervorlesung der Biologe und Verhaltensforscher seine bisherigen Erkenntnisse zu der Rabenforschung näher.
Bugnyar interessiert sich hierbei allgemein für soziales Verhalten und die Entwicklung komplexer Kognition bei Tieren. Seit Jahren verfolgt er einen integrativen Ansatz, bei dem Konzepte und Methoden der Verhaltensbiologie und der vergleichenden Psychologie unweigerlich miteinander verbunden werden müssen. Bugnyars Schwerpunkte und Langzeitprogramme stützen sich auf handaufgezogene und wildlebende Rabenvögeln, insbesondere in Österreich. Zu Beginn seines Vortrages stellt er folgende Fragestellungen in den Raum: Welche Fähigkeiten benötigen Individuen, um Probleme im täglichen Leben mit anderen zu lösen? Welche Arten von mentalen Repräsentationen liegen diesen Fähigkeiten zugrunde? Wie werden diese Fähigkeiten erworben und weitergegeben? Konkreter liest sich das an den Überschriften, an welchen der Wissenschaftler seine Darstellungen festmacht: Erinnern sich Raben an Bekannte? Warum brauchen Raben Freunde?
Der biologische Ansatz zur Intelligenzforschung wird uns Zuhörenden schnell klar: Geht man davon
aus, dass kognitive Fähigkeiten eine Anpassung an bestimmte sozio-ökologische Lebensumstände darstellen, ist die Intelligenz ein nicht rein auf den Menschen beschränktes Phänomen, sondern findet sich in
unterschiedlichen Ausprägungen und Abstufungen im gesamten Tierreich. Der klassische wissenschaftliche Weg diesbezüglich ist die Forschung an Primaten, welche einschlägige Erkenntnisse liefert, mit denen auch Bugnyar seinen Vortrag beginnt.
Unterm Strich räumt der Biologe auch mit dem ein oder anderem Vorurteil auf: Lange Zeit hat man geglaubt, wir Menschen können uns in andere hinein versetzen, Tiere können das nicht. Mit Experimenten über Jahrzehnte hinweg hat Thomas Bugnyar allerdings immer wieder gesehen: Raben können sich – zum Beispiel beim Verstecken von Futter – in andere Raben hineinversetzen. Konkret: Was kann der andere Vogel jetzt sehen oder nicht, was hat er zuvor gesehen oder nicht? Dass ein Rabe das erkennen kann, liege auf dem Niveau von Menschenaffen – was durchaus überrascht und die bereits oben genannte komplexe Kognition belegt.
Viele uns nähergebrachten Inhalte lassen sich in bereits oben genannter Publikation nachlesen:
https://www.brandstaetterverlag.com/buch/raben
Weiters kann man diese Hagenmüllervorlesung hier nochmals nachbetrachten:
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