Die Feuerwehr löscht üblicherweise Brände, diesmal legt sie sie. Bücher, zu Bildungszwecken landläufig anempfohlen, sind gar verboten. Der Bildschirm hat in dieser fiktiven Gesellschaft Hochkonjunktur.
Dieses Schuljahr hat sich die Bühnenspielgruppe des GRg3 Hagenmüllergasse Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ vorgenommen und mit Zackigkeit und irritierender Coolness vor dem voll besetzten Festsaal der Schule in Szene gesetzt – mit dem gewohnten Bezug zum Hier und Jetzt: Man nehme etwa Alexa.
Unterm Strich läuft das Ganze auf eines hinaus: Wer sein Hirn nicht trainiert, riskiert den Schwund. – Ein Eldorado für die Mächtigen mit ihren totalitären Vorstellungen.
Erhöht um den Faktor des Wohlstands (Stichwort: Konsum) und ergänzt mit den Segnungen der Technik wird solch ein Szenario erschreckend real. Warum also die Komfortzone verlassen? – So sieht Verführung aus.
Dass satte Bürger nicht notwendigerweise zufriedene Menschen sind, erfährt der Protagonist Guy Montag im Laufe der Handlung. Seine (unglückliche) Frau Mildred ist der (noch) lebende Beweis dafür, wie Emotionen vor diesem Hintergrund zur Formel verkümmern können.
Die zentralen Momente dieses Klassikers hat Regisseurin Bernadette de Martin, Leiterin der Bühnenspielgruppe, sorgsam herausgefiltert. Die Effekte werden in Zahl und Wirkung aber potenziert und zu einer – im wahrsten Sinn des Wortes – beherrschenden Komponente. Die Musik, unter der bewährten Ägide von Christian Martinsich, tut ein Nämliches: takten, einhämmern; aber auch Emotionen, wo sie noch aufkommen, werden bedient.
Dass die Schauspieltruppe, im Alter zwischen 12 und 18 Jahren, gut aufeinander ein- und abgestimmt ist, machen die Chor-Szenen deutlich. Hervorragend die Leistung der Hauptdarsteller. – Vor allem die Entwicklung Guy Montags (Frederik) vom stoisch agierenden Vollzugsgehilfen zum Menschen aus Fleisch und Blut muss als schauspielerische Glanzleistung hervorgehoben werden. – Leistung, der die anderen, etwa jene Mildreds alias Sarah oder Clarissens alias Lisa und vor allem jene des Hauptmanns (Clemens) um nichts nachstehen.Eva Mattes